Anfang des Jahres 2002 plante die Messe Frankfurt die erste LUMINALE. Als sich in diesem Zusammenhang die Gelegenheit bot, die riesige, altehrwürdige Palmenhalle des Frankfurter Palmengartens als Aktionsfläche zu nutzen, empfand ich dies als äußerst schmeichelhaft. Mit meiner Lichtkunst passte ich ohnehin nicht so recht in die eher konservativ geprägte Galerienlandschaft, so dass die Gelegenheit zu einer ersten großen Einzelausstellung mehr als verlockend war. Dass es bei der LUMINALE um das Thema Licht ging und die Messe Frankfurt zudem über die nötigen Mittel verfügte, um für genügend Präsenz in der Öffentlichkeit zu sorgen, war ohnehin schon ein absoluter Glücksfall.
Doch die Sache hatte auch einen ziemlich großen Haken. Das helle Tageslicht in einem Glashaus ist für eine Ausstellung leuchtender Exponate denkbar ungeeignet und lässt jede Form von künstlichem oder künstlerischem Licht, wie einen Stromausfall aussehen. Also stand ich vor der ziemlichen Herausforderung, einen Komplex überdachter Ausstellungsräume innerhalb kürzester Frist selbst aus dem Boden zu stampfen. Und die dafür erforderlichen Sponsorengelder hatte ich auch noch selbst aufzutreiben. Hervorragende Bedingungen, um - falls dabei etwas schief laufen sollte - auf hohem Niveau zu scheitern.
Grenzenloser Optimismus, maßlose Selbstüberschätzung oder „no Risk- no Fun“? Jedenfalls ging ich davon aus, dass dies doch irgendwie zu schaffen sein müsste. Doch der Aufwand sowie der Zeitdruck waren immens. Zu guter Letzt war ich selbst derart geschafft von dem ganzen Stress, Schlafmangel und Verantwortungsdruck, dass ich mich an meinem eigenen Erfolg schließlich selbst kaum noch zu erfreuen vermochte. Die Welt stand plötzlich völlig auf dem Kopf. Statt mich als genialen Lichtkünstler zu erleben, der endlich einmal zeigen gonnte, was geht, lebte ich nur noch in der ständigen Angst, mich unsterblich zu blamieren, falls nicht alles bis zur offiziellen Eröffnung fertig werden würde. Um es kurz zu machen, die Ausstellung war fertig, ich fix und fertig.
Immerhin war es tröstlich zu erfahren, dass meine Werkschau annähernd 80.000 Besucher zu verzeichnen hatte (Über den Anteil des LUMINALE-Publikums unter den Palmengarten-Besuchern
liegen mir keine Zahlen vor). Zur Vernissage erschien ein äußerst handverlesenes Publikum, mit reichlich Prominenz aus allen gesellschaftlichen Bereichen, darunter ungewöhnlich viele schöne Frauen. Auch das Catering des Palmengartens musste sündhaft teuer gewesen sein, das reine Schlaraffenland, und dies alles in traumhafter Kulisse bei tropischem Klima unter Palmen.
Zwischendurch wurde die Ausstellung mehr als eine Stunde lang für das Publikum gesperrt, und mir wurde die Ehre zuteil, Claudia Roth, damals schon die Parteivorsitzende der Grünen, in Begleitung Ihres Leibwächters durch meine Ausstellung zu führen. Ich muss gestehen, das habe ich irgendwie genossen. Ich kam mir auf einmal so wichtig vor.
Doch das ist noch nicht Alles. Als wäre der zu treibende Aufwand für das Riesenprojekt Palmengarten nicht ohnehin schon groß genug, habe ich parallel dazu noch mit einem weiteren Programmpunkt an der Luminale teilgenommen. Getreu der Devise, wenn schon- denn schon!
Im bekannten Szenetreff HELIUM, im Zentrum der Frankfurter Innenstadt, verlegte ich über Nacht einen elektronisch programmierbaren Lichtfußboden. Das hat richrig geflasht! Hier war ich zugleich auch bei meiner Lieblingszielgruppe in Aktion und nicht nur vorrangig für das LUMINALE-Publikum.
Bei einer fetten Abschlussparty, die sich wegen des riesigen Andrangs bis zur Straße hin ausdehnte, bin ich schließlich doch noch auf meine Kosten gekommen, und durfte mich ein wenig selbst feiern. abfeiern.