Dieter Jaschkowitz
Dieter Jaschkowitz
Kafka, Öl auf Leinwand, 1974 (Versuch einer Umsetzung zentraler Stilelemente bei Franz Kafka: Das Fehlen eines Bezugsrahmens, Hinfälligkeit der Protagonisten, Unvermitteltheit, Außerordentlichkeit des Geschehens, atmosphärische Dichte, Rätselhaftigkeit.)

 

 

Werdegang und künstlerisches Selbstverständnis

 

Bereits in meiner Kindheit ließ sich eine große Begeisterung für das Malen und Zeichnen bei mir beobachten. Dank meiner Begabung erhielt ich bereits im Alter von 16 Jahren einen außerordentlichen Studienplatz an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau, bei einem der strengsten und zugleich bewundernswertesten Zeichenlehrer, den man sich nur wünschen kann.

 

Dies beschleunigte die Ausbildung meiner zeichnerischen Fähigkeiten derart schnell, dass ich in den ersten Semestern meines darauffolgenden Studiums an der Werkkunstschule, zu meiner großen Enttäuschung, kaum noch etwas hinzulernen konnte. Dieser Umstand ermöglichte es, mich stattdessen um so intensiver kunsttheoretischen Fragen zuzuwenden (u.a. den ästhetischen Theorien Adornos) und meiner anfänglichen künstlerischen Arbeit bereits frühzeitig ein fundiertes Konzept zugrunde zu legen, welches den aktuellen kunstgeschichtlichen Vollzug, diesen ebenso nach wie vor vollziehend, in sich zu reflektieren vermochte.

 

Ende des neunzehnten Jahrhunderts, beginnend mit William Turner und darauffolgend mit den Impressionisten, ereignete sich eine Art Paradigmenwechsel in der Kunst. Das Was der Malerei, das Abgebildete, welches seit jeher nicht selten im Dienste Ideologie seiner Auftraggeber stand, verlor zunehmend an Bedeutung, und das Wie der Darstellung wurde zum Was der Kunst, zum wie stelle ich dar.

 

Zwar blieben die klassischen akademischen Kategorien weiterhin erhalten, wie Portrait, Figur im Raum, Landschaft und Stillleben, aber es ging nicht mehr darum, das Gras zu malen, sondern neu zu erfinden, wie einer der bedeutendsten Maler des zwanzigsten Jahrhunderts, Francis Bacon (Wikipedia), es formuliert hat.

 

Im Jahre 1972 pilgerte ich nach Paris, zur ersten großen Bacon Ausstellung im Grand Palais. Die Maltechnik Bacons ( „Ausdruck ist durch Technik vermittelt“ Theodor W. Adorno) hat mich ebenso stark beeinflusst, wie seine Ansichten über die zeitgenössische Malerei, festgehalten in den zahlreichen Interviews mit David Sylvester.

 

Seither ist es meiner künstlerischen Arbeit wesentlich, dem Zufall beim Entstehen eines Werkes stets eine gewisse Rolle einzuräumen. Dies führt im besten Fall zur Entstehung neuer, unerwarteter Formen, die weder nur der Absicht noch dem Können des Künstlers entspringen. Dies allein führt zu unerwarteten und unwiederholbaren Ergebnissen, die jedem Schaffensprozess abenteuerliche Züge verleihen können, dafür aber ein Scheitern in Kauf zu nehmen haben. „Jedes Kunstwerk entsteht am Rande eines Abgrunds, geht zumindest ein Risiko ein, sonst war es keins.“

 

Die Einbeziehung des Zufalls transzendiert das künstlerische Können, welches auch immer ein begrenztes, ein Nichtkönnen ist, derart, dass man sich zuweilen erstaunt selber fragen darf: Und das habe wirklich ich gemacht? Ja, ich und der liebe Gott, wenn man so will.

 

Der zweite wichtige Einfluss auf meine Arbeitsweise, der in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben soll, verdankt sich der Bekanntschaft mit den Bildern von Walter Tandy Murch, welche eine enorme magische Wirkung auf mich ausüben. Wenn ich dazu aufgefordert wäre, meine Bilder selbst einer bestimmten Richtung innerhalb der Malerei zuzuordnen, dann dem mit Murch in Verbindung stehenden Titel „Magischer Realismus.“

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© Dieter Jaschkowitz